Herausforderungen und Potenziale der Digitalisierung

Die Digitalisierung hält immer mehr Einzug in die deutsche Gesundheitsversorgung und sorgt im ambulanten Sektor für umfassende Veränderungen. Sie birgt große Potenziale zur Verbesserung der Prozess- und Versorgungsqualität, etwa durch Telemedizin in abgelegenen Gebieten, Wearable Sensoren zur präzisen Gesundheitsüberwachung oder KI-gestützte Systeme für Diagnosen und klinische Entscheidungen. Dennoch bremsen technische Hürden, Inkompatibilitätsprobleme beim Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen Systemen und ein Mangel an aktuellem Know-how der Gesundheitsfachkräfte die digitale Transformation. Auch die Anpassung jahrzehntelang bestehender Praxisroutinen stellt eine Herausforderung dar. Eine erfolgreiche Integration erfordert eine ganzheitliche Strategie, die technische, soziale und organisatorische Faktoren berücksichtigt.

Digitale Kompetenzen für Gesundheitsfachkräfte

Die digitale Kompetenz von Gesundheitsfachkräften ist ein zentrales Thema in der modernen Gesundheitsversorgung, da digitale Technologien zunehmend an Bedeutung gewinnen. Umfassende digitale Kompetenzen sind entscheidend für die Teilhabe an der digitalen Transformation und umfassen neben technischen Fähigkeiten auch kritisches Denken und soziale Verantwortung. Verschiedene Studien und Rahmenwerke, wie das DECODE-Framework, definieren notwendige Kompetenzbereiche für die medizinische Ausbildung und betonen die Notwendigkeit, Ärzte auf zukünftige digitale Herausforderungen vorzubereiten. Fortbildungsprogramme, wie Zertifikatskurse für Digitalisierungsbeauftragte, zeigen signifikante Verbesserungen in kognitiven, technischen, ethischen und gesundheitsinformationsbezogenen Kompetenzen und fördern das Selbstvertrauen im Umgang mit Technologie. Es besteht jedoch weiterhin Bedarf an praxisnahen, fachspezifischen Qualifizierungsmaßnahmen und institutioneller Unterstützung, um digitale Technologien effektiv in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Die Rolle der Telematikinfrastruktur (TI) und zentrale Anwendungen

Die Telematikinfrastruktur (TI) bildet das Rückgrat der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen und ermöglicht einen sicheren Austausch vertraulicher Gesundheitsinformationen. Zentrale Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePA) und das E-Rezept sind dabei Schlüsselkomponenten, deren flächendeckende Einführung voranschreitet. Die ePA soll die Dokumentation verbessern sowie die Koordination und Kommunikation erleichtern, doch ihre effektive Nutzung ist oft durch unzureichende Schulungen und technologische Hürden beeinträchtigt. Das E-Rezept ersetzt den traditionellen Papierprozess, erhöht die Effizienz und Zugänglichkeit, stößt aber auf Herausforderungen bei der Akzeptanz durch geringen wahrgenommenen Nutzen und mangelndes Wissen über die Funktionsweise. Auch Kommunikationsdienste wie KIM ("Kommunikation im Medizinwesen") sind obligatorisch und sollen traditionelle Kommunikationswege durch effizientere elektronische Alternativen ersetzen. Eine erfolgreiche Implementierung der TI-Anwendungen erfordert die Überwindung technischer Störungen, die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit und die frühzeitige Einbindung der Nutzer.

Digitale Trennung und Inklusion in der Gesundheitsversorgung

Die Digitalisierung birgt das Risiko, bestehende Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung zu verstärken, da nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen Zugang zu digitalen Technologien haben oder diese nutzen können. Diese „digitale Trennung“ wird durch Faktoren wie Alter, Bildung, Einkommen, Ethnie und digitale Kompetenz beeinflusst. Patienten ohne die notwendigen Voraussetzungen erleben oft Herausforderungen und fühlen sich ausgeschlossen, was auf die Notwendigkeit hinweist, digitale Gesundheitsdienste flexibel und inklusiv zu gestalten. Maßnahmen zur Überwindung der digitalen Trennung umfassen die Verbesserung des Zugangs zu Technologien, die Stärkung digitaler Souveränität, generationsübergreifenden Austausch und die Anpassung von Systemen an unterschiedliche digitale Gesundheitskompetenzen. Eine kluge Integration von digitalen und traditionellen Angeboten ist wesentlich, um die Patientenzufriedenheit zu erhöhen und die Versorgungsqualität für alle zu sichern.

Datenschutz und IT-Sicherheit in der ambulanten Versorgung

Datenschutz und IT-Sicherheit sind von entscheidender Bedeutung in der digitalen ambulanten Versorgung, da sie das Vertrauen der Patienten und die Integrität sensibler Gesundheitsdaten gewährleisten. Gesetzliche Grundlagen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das Sozialgesetzbuch (SGB V) verpflichten Arztpraxen zur Implementierung umfassender Sicherheitsmaßnahmen. Dazu gehören technische und organisatorische Maßnahmen wie Datensammlung und -management, Datenaustausch, Datensicherheitsmaßnahmen, die Nutzung externer Dienste, Patientenrechte und die Dokumentation der Datenverarbeitung. Die Telematikinfrastruktur (TI) selbst unterliegt strengen Sicherheitsanforderungen, die den sicheren Betrieb von Konnektoren, Kartenlesern und Praxis-ID-Karten regeln. Trotz dieser Vorgaben zeigen Studien, dass viele Praxen Herausforderungen bei der vollständigen Umsetzung der IT-Sicherheitsrichtlinien haben, oft aufgrund mangelnden Verständnisses, fehlender Ressourcen oder Zweifeln am Nutzen. Eine kontinuierliche Anpassung der Richtlinien und eine verbesserte Vermittlung sind notwendig, um einen flächendeckenden Mindestschutz zu gewährleisten und die Risiken von IT-Schwachstellen zu minimieren.

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